Monemvasia
Monemvasia
Wie der Wetterbericht prophezeit hatte, scheint am Morgen wirklich die Sonne. Also packe ich mein Gepäck auf mein Bike, verabschiede mich von Dimitri und brause los in Richtung Süden.
Mein Ziel ist Monemvasia, ein Felsen, der bis zu 194 Meter aus dem Meer aufragt und 1,6 km lang ist. Oben auf dem Felsen wurde 583 n.Chr. eine byzantinische Zitadelle errichtet, die zum Schutz der umliegenden Dörfer diente. Doch schon bald entstand auf der Südost-Seite am Fuße des Steilhangs eine kleine Stadt, die Monemvasia genannt wurde. Schnell entwickelte sich Monemvasia zu einem wichtigen Stützpunkt und die Zitadelle galt lange Zeit als uneinnehmbar, da es nur einen einzigen, sehr steilen und gut zu verteidigen Zugang gab. Der Überlieferung nach gab es ein Getreidefeld und zahlreiche Zisternen auf dem Hochplateau, so dass die Oberstadt praktisch autark war. Erst 1249 nach dreijähriger Belagerung konnte Monemvasia von den Franken zur Aufgabe gezwungen werden; wurde 1263 jedoch an das Byzantinische Reich zurückgegeben. Nach dem Konstantinopel 1453, Mystras 1460 und Trapezunt 1461 von den Osmanen erobert wurden, war Monemvasia das einzige Überbleibsel des römischen Reiches. Alleine nicht überlebensfähig unterstellte sich die Stadt zunächst einem katalanischen Seeräuber, dann dem Papst und schließlich den Venezianern. 1540 wurde sie jedoch von den Türken eingenommen. Nachdem die Herrschaft über Monemvasia mehrfach zwischen den Türken und Venedig hin und her wechselte, wurde sie im Befreiungskrieg 1821 letztendlich von den aufständischen Griechen erobert.
Seither versank die Stadt langsam in der Bedeutungslosigkeit und wurde fast völlig aufgegeben. 1971 zählte man nur noch 32 Bewohner. Seit 1980 begann man die Unterstadt wieder aufzubauen und Monemvasia wandelte sich zu einem beliebten Touristenort.
Die Fahrt von Sparta nach Monemvasia dauert nur etwas mehr als eine Stunde, so dass ich schon kurz darauf in meinem Hotel einchecken kann. Die günstigste Unterkunft, die ich hier finden konnte, war ein kleines Hotel im Örtchen Gefyra, das direkt vor der Brücke liegt, die Monemvasia mit dem Festland verbindet und 29 Euro pro Nacht kostet. Wie ich schließlich in meinem Zimmer rasch bemerke, ist das Internet hier zum Glück wohl erstaunlich schnell.
Da noch immer die Sonne scheint, es jedoch am nächsten Tag schon wieder bewölkt sein soll, schaue ich, dass ich mich so rasch wie möglich auf den Weg mache, Monemvasia zu besichtigen.
Dazu überquere ich zunächst die Bücke und muss dann fast um die halbe Insel herum auf die Südostseite laufen. Zum Glück finde ich einen kleinen Trampelpfad, der von der Straße weg, hinauf bis direkt unter den Steilhang und dort weiter entlang bis zur Stadtmauer führt.
Da es bereits kurz vor 14 Uhr ist und der Eingang zur Zitadelle natürlich bereits wieder um 15 Uhr seine Pforten schließt, erklimme ich zunächst flotten Schrittes die steilen Stufen, die in Serpentinen hinauf zur Oberstadt führen.
Von dort oben hat man einen sagenhaften Blick über die Unterstadt, die Küste entlang und das Meer.
Ich werfe noch schnell einen Blick in die byzantinische Kirche, die das einzige intakte Gebäude in der Oberstadt darstellt, wo es sonst nur noch Ruinen zu besichtigen gibt.
Um kurz vor 15 Uhr, steige ich wieder die Stufen hinab zur Unterstadt.
Abgesehen von einer einzigen Gasse, in der es kleine Läden, ein paar Restaurants und eine Bar gibt, wirkt der Rest der Stadt wie ausgestorben. Die Hotels scheinen alle geschlossen zu haben und zahlreiche der Gebäude stehen leer oder werden gerade erst renoviert. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen haben die winzigen Gassen und die sehr schlichte Architektur der Häuser ihren ganz eigenen Reiz.
Als langsam die Sonne hinter den nahen Bergen untergeht, mache ich mich auf den Rückweg ins Hotel.
Am nächsten Morgen ist der Himmel leider tatsächlich stark bewölkt. Also beschließe ich das schnelle Internet auszunutzen und lege einen kompletten Arbeitstag am Laptop ein.
Da ich aber trotzdem auch gerne mal die ganze Oberstadt von Monemvasia erkunden möchte, verlänger ich meinen Aufenthalt hier um eine weitere Nacht.
Und tatsächlich ist es am folgenden Tag nur noch leicht bewölkt, dafür aber ausgesprochen windig.
Am Morgen bekomme ich gleich nach dem Aufstehen, überraschenden Besuch von einer Katze auf meinem Balkon, die mich laut miauend um etwas zu Fressen anbettelt. Verwundert über ihre Kletterkünste, bemerke ich, dass knapp unter meiner Balkonbrüstung ein kleines Vordach ist, von wo aus die Katze auf den Balkon klettern kann.
Ziemlich schlau und mit Sicherheit vor allem im Sommer sehr erfolgreich, sich auf diese Weise von den Touristen sein Fressen zu erbetteln.
Ich belohne ihre Mühe, mit einem kleinen Stückchen von dem veganen Käse, den mir Dimitri geschenkt hatte, da ich sonst nichts anderes für Katzen geeignetes habe, was sie gierig verschlingt. Das hat zur Folge, das kurze Zeit später noch eine zweite, sehr kleine, junge Katze auf meinem Balkon erscheint und ebenfalls herzzerreisend miauend um etwas zu Fressen bettelt. Auch ihr gebe ich ein kleines Stückchen veganen Käse.
Als die beiden bemerken, dass bei mir wohl fürs Erste nichts mehr zu holen ist, machen sie es sich auf meinem Balkonstuhl gemütlich und halten süß aneinander gekuschelt ein Schläfchen.
Ich schnappe meine Kamera und dieses Mal zusätzlich auch meine Infrarot-Kamera und mache mich wieder auf den Weg nach Monemvasia. Dort angekommen steige ich wieder zur Zitadelle hinauf und mache einen ausgedehnten Spaziergang einmal um die ganze Hochebene. Ein extrem starker Wind bläst aus westlicher Richtung, also vom Festland her, so dass man sich auf der westlichen Seite des Felsens kaum auf den Beinen halten kann. Auf der windabgewandten Seite, brennt hingegen unerbittlich die Sonne auf einen hernieder, so dass ich bald bereue, keine Flasche mit Wasser mitgenommen zu haben.
Als ich schließlich zur Unterstadt hinab steige, finde ich dort zum Glück einen Wasserhahn und kann meinen Durst etwas stillen.
Ich schlendere noch ein bisschen durch die engen Gassen und mache mich dann wieder auf den Rückweg.
Abends ruft mich Dimitri in meinem Hotelzimmer an und wir besprechen seine Idee einer Website, um sein Olivenöl in Deutschland anzubieten. Er lädt mich ein, erneut nach Sparta zu kommen, wo ich für ihn eine kleine Website erstellen soll, während ich kostenlos in seiner Unterkunft übernachten darf, so lange ich möchte. Da Sparta sowieso auf meinem Weg nach Norden liegt und ich seine gute Internetverbindung nutze könnte, um auch an eigenen Projekten ein bisschen zu arbeiten. Stimme ich zu und wir verabreden uns für den nächsten Abend in Sparta.
Comments
No Comments