Fahrt nach Udabno

Da ich mir das bekannte Kloster Dawit Garedscha anschauen will, buche ich mich für 3 Nächte in ein Gästehaus in Udabno ein, dem Dorf das ganz in der Nähe liegt.

"Udabno" heißt übersetzt "Wüste", denn das kleine Dorf liegt in der Wüste Garedscha, nahe der Grenze zu Aserbaidschan. Obwohl wüste vielleicht etwas übertrieben ist - Steppe trifft es wohl eher.

Im Februar ist es dort natürlich noch recht kalt, was ich schnell auf meinem Motorrad zu spüren bekomme. Hinzu gesellt sich Nebel, der immer dichter wird, je näher ich Udabno komme.

Wegen der Kälte gefriert der Nebel als Raureif an den Bäumen und den längeren Gräsern, so dass eine fast surreale Landschaft entsteht - die ihren ganz eigenen Reiz hat.

Als ich am Gästehaus ankomme, muss ich feststellen, dass mein gebuchtes Zimmer statt einer Heizung nur einen winzigen, elektrischen Heizlüfter hat. Mir schwant, dass es hier nachts wohl ziemlich kalt sein wird.

Da es noch nicht sonderlich spät ist, beschließe ich gleich mal einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Ich laufe raus aus dem Dorf in Richtung einer Kapelle, die ich auf meiner Karten-App entdeckt habe.

Ich stelle fest, dass praktische keine einzige Straße in Udabno geteert ist, sondern nur aus Dreckpisten bestehen. Als ich durch den Ort laufe, kommen mir ständig Kühe entgegen bzw. warten bereits vor ihren Ställen darauf, hinein gelassen zu werden. Dabei ist weit und breit niemand zu sehen, der die Kühe antreibt. Wie ich es auch schon in anderen Orten gesehen hatte, scheinen auch hier die Kühe offensichtlich ganz alleine "nach Hause" zu finden, was mich immer wieder erstaunt.

Die kleine Kapelle, die etwas auserhalb auf einer kleinen Anhöhe liegt, ist leider verschlossen.

Direkt daneben, in einer kleinen Senke, entdecke ich ein verfallenes Gebäude, das vermutlich mal landwitschaftliche Geräte beherbergt hatte. Und zwischen der Kapelle und dem verfallenen Gebäude steht ein kleines Klo-Häuschen, das so deplatziert wirkt, wie es nur sein könnte.

Noch etwas höher liegt ein kleiner See, der vermutlich als Wasserspeicher für das Dorf dient.

Als ich auf den dahinter liegenden höchsten Gipfel steige, finde ich dort erstaunlicher Weise so etwas wie einen Briefkasten vor - mitten im Niergendwo.

Ich finde diese ganze Gegend so bizarr und morbid schön, dass ich beschließe unbedingt hierher auch mal einen Ausflug nach Sonnenuntergang zu machen, für ein paar Nachtaufnahmen.

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